Beim Aufstehen, strömender Regen am Mondsee. Meine Knie schmerzen. Immer wieder denke ich daran alles hinzuschmeißen, ich versuche mich zu motivieren. Heute klappt es irgendwie nicht. Ich brauche einen Tag Pause! Ich kann nicht mehr. Nicht nochmal so eine Regenschlacht wie in Tirol! Warum kann es nicht wärmer sein. Es ist viel zu kalt für die Jahreszeit. Mir ist kalt meine Knie tun irgendwie weh. Ich versuche die Zähne zusammen zu beißen…
Es ist Freitag 22. Juli, Tag 4. Es regnet, hört nicht auf. Alles ist nass. Wir wechseln kaum Worte, wissen das der Tag beschissen wird! Der Regen lässt nach ein kurzer Hoffnungsschimmer. Hilft alles nichts, wir müssen los! Also alles zusammengepackt. Ich bin erschöpft von der gestrigen Tour. Meine Knie, melden mir das Sie zu stark belastet wurden. Vielleicht ist es auch die Kälte. Also Beinlinge anziehen, vielleicht halte die warm?
Um 8 Uhr 30 gehts los. Alles ist bereits beim Losfahren nass. Richtung Attersee – Seewalchen. Die Strecke zieht sich wie Kaugummi. Ich kann und will mir das heute nicht schon wieder antun. Zumindest wär ich gern schmerzfrei in den Knie. Jeder Tritt wird zur Qual. Ich versuche zu ziehen, nicht zu treten! Hilft alles nichts.
„Ich brauche eine Pause, meine Knie schmerzen! Keine Ahnung warum“, sage ich zu Patrick, der auch nicht grade topmotiviert heute wirkt. Also das nächste Zimmer das wir sehen wird genommen…
Diesmal gleich ein 4-Sterne Hotel! Warum nicht, man gönnt sich ja sonst nichts. Es ist kalt und regnet noch immer. Ich bin froh, das wir zumindest in der Nähe von Vöcklabruck sind. Heute keine Landeshauptstadt.
Nach knapp 2 Stunden Fahrt, ist dieser Tag gelaufen. Den Rest des Tages versuchen wir unsere Sachen trocken zu kriegen, uns gegenseitig zu motivieren. Ich besorge mir „Perskindol“ für meine Knie und vertelle die Position am Rad ein bisschen. Versuche mein Laufprogramm durchzuziehen, denn kaum hatten wir eingecheckt, hat es aufgehört zu regnen!!!! Dreckswetter. Aber kann man nichts machen.
Laufen klappt gut, also liegts wirklich am sitzen. Naja, der Tag Pause tut gut. Faulenzen, Route planen, Fernschauen, Wetterberichte etc.
Der Tag vergeht wie im Flug! Eine Erfahrung die ich wohl machen musste. Die Motivation war zwischenzeitlich auf dem Tiefpunkt angelangt. Wären wir nicht zu zweit, hätt ich wohl den nächsten Zug heimwärts genommen…
Morgens, halb 7 in Imst. Tropf!…Tropf!…Tropf!, pocht es gegen mein Zelt. Der Wecker läutet: „Mach dich auf…!“, schallt es aus meinem Mobiltelefon. Irgendwie, hoffe ich das wenn ich den Reißverschluss meines Zeltes öffne, die Sonne auftaucht und es 25°C hat, und nicht knapp 10°C.
Mir ist kalt, ich bin noch etwas fertig von der Nacht und den gestrigen Alpenpässen. Ich zittere, suche meine Sachen zusammen, alles ist Nass! Wähh! Regenponscho überstreifen. Naja, es regnet. Gegen das Wetter kann man nichts machen. Was tun wir. Lieber wär ich liegen geblieben…
„Guten Morgen Patrick!“ – „Guten Morgen Wolfi!“. Soweit die morgendliche Konversation, in einem etwas erschöpften schlaffen Ton über das Wetter. Es hilft nichts wir müssen aus Tirol raus, dann wirds vielleicht besser. Es regnet nur leicht. Das schaffen wir schon!
Gegenseitig beschwören wir unser Ziel, die Landeshauptstädte. „Zwei verrückte auf Rädern durch Österreich“, würde ganz gut passen. Mir ist kalt, meine Bewegungen sind noch unmotiviert und langsam.
Gegen 9 Uhr fahren wir vom Inn-Ufer in Imst in Richtung Stams – Telfs – Innsbruck. Das Wetter ist beschissen kalt und regnerisch. Wir sind durchnässt. „Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen“, hat ein Freund von mir als Skype Mood-Message. Genau das trifft auf uns zu. Kilometer für Kilometer geht es Innsbruck näher, Nass und kälter wird es. Erstaunlicherweise geht es sehr viel bergab.
Bei Stams plötzlich eine Schrecksekunde für mich. Als ich bei meinem Garmin Edge 605 auf die Kartenansicht wechseln möchte, purzelt dieser mir vom Rad und landet auf der Straße, nur wenige Zentimeter vom Farbahnrand auf der Fahrbahn. „Scheiße!“, kann aber nicht schnell genug bremsen, weil alles nass ist und ich keinen Sturz riskieren möchte…
Von hinten nähert sich bereits ein LKW. „Bitte nicht drüber fahre!“, bange ich. Patrick ist schneller wie ich und greift so schnell er kann nach dem Teil. „Whew!“ nochmal Glück gehabt. Edge wieder drauf geklipst und weiter gehts!
Von Zirl nach Innsbruck klemmen wir uns hinter einen Traktor. Windschatten und Wärme von den Abgasen. Für einige Kilometer, können uns ausruhen und gemütlich mit 40km/h dahinrollen. Die Euphorie ist groß, doch dann ein Anstieg. Wir müssen abreißen lassen. Es ist wieder kalt, der Kampf im Windschatten hat leider zu kurz gedauert.
Innsbruck, Ortseinfahrt; Landeshauptstadt 2 von 9
Dann endlich sind wir in Innsbruck. Das Foto lässt die widrigen Bedingungen nur erahnen. Schnell das Beweisfoto und weiter, nur nicht auskühlen. Jedes Stehenbleiben wird zur Qual, Tortur. Zittern! Kalt! Warum tue ich mir das an?, denke ich bei mir. Wenn das so weiter geht, dann dreh ich noch durch. Falls wir bei einem Intersport vorbeikommen, würd ich mir sofort eine perfekte Regenausrüstung kaufen, egal was es kostet.
Innsbruck zu durchqueren, wird für mich aufgrund der Kälte zur Nervenprobe. Körperliche und Mentale Erschöpfung schon am 2. Tag. Das gibts nicht. Der 2. Tag ist der härteste. Bei einer Unterführung müssen wir stehen bleiben. Ich muss mir etwas anziehen und ein paar nasse Sachen ausziehen. Armlinge, Beinlinge, trocken. Nur kurz. Wärme. Ich zittere noch immer. In den Schuhen steht trotz Überschuhen das Wasser!
„Du musst weiterfahren!“, sagt meine innere Stimme. Patrick ist geduldig. Nach ein paar Minuten Pause gehts weiter. „Egal, wie scheiße die Bedingungen sind, du weißt es gibt noch jemanden der das gleiche durchmacht!“, versucht er mich zu motivieren. Es klappt!
Nach Innsbruck am Innradweg bis Wörgl. Verwinkelt und verworren sind die Straßen. Wörgl wird zur Orientierungsprobe, das bei diesen Temperaturen! :(. Eigentlich wollen wir auf die Loferer Bundesstraße nach St. Johann in Tirol ;-). Die Kenner von euch werden jetzt sagen, auf der B178 darf man mit dem Fahrrad nicht fahren! Richtig! 100Punkte! Das wissen wir jetzt auch.
Als wir die Auffahrt zu dieser Autostraße gefunden haben, und uns es komisch vorkam, das zweispurig in beide Richtungen mit Mittelleitschiene, war verdächtig, aber was tun? Das ist doch einen Bundesstraße, oder? Keine Schilder: Radfahren verboten. Also fahren wir ein Stück. Horror! LKWs überholen uns, gehupe, Lärm. „Wir müssen von der Straße runter!“, rufe ich zu Patrick der vor mir fährt! Glücklicherweise ist vor dem Tunnel ein Pannenplatz und auf der anderen Seite kann man von der Straße runter. Also nicht überlegen sonder handeln! Runter von der verdammten Straße! Was nun. Adrenalinspiegel ist hoch! Wir müssen die Route neu planen! Doh!
Kartenmaterial haben wir genug mit. Aber es ist kalt und wir sind erschöpft und durchnässt. Diesmal brauchen wir ein Zimmer. Sonst können wir abbrechen. Die Suche führt uns nach Hopfgarten ins Brixental. Eine nette ältere Dame hat ein Zimmer für uns. Und so beenden wir für heute die Fahrt. Gott sei Dank!
Aber ein Zimmer zu haben ist erst der Anfang! Alles ist nass. Heizkörper sind im Sommer aus. Wie kriegt man die Sachen trocken! Das ist wirklich eine Challenge. Wie man auf dem Foto sieht haben wir alles im Raum verstreut…
So sieht es im Zimmer nach einer Regenschlacht aus! Impressionen unseres Zimmers. Überall haben wir versucht unsere Sachen zu trocknen
Die Hoffnung Tirol zu verlassen, ging bewahrheitete sich nicht. Jetzt heißt es einen anderen Weg nach Salzburg zu finden…