Die Stimmung ist Perfekt. Heute gehts nach Hause. Nur noch die Pack trennt uns von Graz! Neunter und letzter Tag unseres Race Accross Austria. Mittwoch 27. Juli! Wetter ist wunderbar, sonnenschein. Zum ersten Mal von in der Früh weg.
Natürlich müssen wir die 125km erst strampeln, und es sollte tükischer werden als zunächst angenommen. Von Völkermarkt auf der B70 – St. Andrä – Wolfsberg gings wellig dahin bis es dann losging mit der Steigung auf die Pack. Noch 15km bis Packsattel, eine kurze Distanz, die umso länger wird je steiler der Anstieg. Die Knie hielten, der Anstieg war dennoch härter als erwartet. Aber heute gabs keine Ausreden, kein nachgeben, bald sind wir in Graz und dann ist alles entspannter. Endlich ausruhen, Blog einträge schreiben, Fotos durchschauen, ein paar Bierli schlürfen ;-).
Kaum zu glauben, die Pack war erreicht, Windjacke für die Abfahrt fertig machen. Und ab gings, abwärts bis Voitsberg.
Nach Graz, aber bitte schnell! Leider ist wie sooft eine Bundesstraße eine Autostraße und wir mussten ein wenig improvisieren, wie wir entlang, neben der B70 nach Graz kamen. Die Bilder sprechen glaub ich für sich 🙂
Dienstag, 26. Juli. Achter Tag! Wenn ich allein gewesen wäre, hätte ich Klagenfurt wohl nicht gesehen!
Der gestrige Abend, hat mich mit dem ganzen schon etwas abschließen lassen. Ich konnte mich nur schwer motivieren zum Losfahren. Angesichts des Weges der vor uns lag. Murradweg – Knittelfeld – Judenburg – Scheifling – Neumarkt in der Stmk. – Friesach – St. Veit/Glan – Klagenfurt.
Am Anfang gings noch einigermaßen, aber so unausgeruht, hatte ich das Gefühl die Kilometer vergehen nicht und Klagenfurt rückte in Weite Ferne. Die leichten Steigungen ließen mich immer wieder zurückfallen, mein Knie begann wieder Wehzutun. Aber irgendwie wollte ich nicht aufgeben, vor allem auch deshalb, weil es mir nicht angeboten wurde. Ich zog meine Beinlinge an um die Knie warm zu halten, das ging einigermaßen.
Das erste Mal auf dieser Tour hatte ich wirklich Zweifel nach Graz zu kommen. Endlich waren wir in Scheifling, ich war mehr mit mir selbst beschäftigt als mit unserem gemeinsamen Ziel. Immer wieder drängte sich der Gedanke auf: „Ich kann nicht mehr, Warum quäle ich mich! Wie soll ich ihm das sagen?“ Dann zu Überfluss gings bis kurz vor Neumarkt auch noch auf 1000m bergauf. Ein Kampf, gegen meinen Körper. Am liebsten hätte ich das Rad irgendwo hingeschmissen und auf den nächsten Bus gewartet. Aber dann gings endlich mal bergab.
Plötzlich waren wir in Kärnten, die Sonne zeigte sich, ich verstellte meine Sitzposition wieder, versuchte die Belastung fürs Knie geringer zu machen. Wenig Wiegetritt und als dann endlich der Hinweis: Klagenfurt 10km kam. War all der Frust und Schmerz wie weggeflogen, ich konnte wieder strampeln, fühlte mich gut, euphorisch, wir schienen Klagenfurt förmlich entgegen zufliegen.
Ortstafel Klagenfurt am Wörthersee, Landeshauptstadt 8 von 9
Die 8. Landeshauptstadt ist von uns „eingenommen“ worden. Uns beiden war klar, morgen gehts zurück nach Graz! Endlich, noch 142km. Jeder Kilometer, den wir heute noch fahren würden, müssten wir morgen nicht mehr strampeln. Also näherten wir uns der steirischen Landeshauptstadt bis auf ca. 125km. Am Völkermarkterstausee, bei herlichem Wetter, Sonnenschein zum Abschluss durften wir diesmal unsere Zeltnacht genießen.
Es sollten noch drei Kräfte raubende Tage für mich/uns werden. Montag 25. Juli, Tag 7. Das Frühstück im Hotel Burgenland ist genauso reichhaltig wie das vom D&C in St. Pölten.
Heute haben wir das erste mal verschlafen und sind erst um 7 Uhr 30 aus dem Bett gekrochen. Schön langsam merken wir unsere Beine. Heute gibts wieder mal einen Berg zu bezwingen, irgendwie freu ich mich darauf. Der Semmering, die Grenze zwischen NÖ und Steiermark.
Landeshauptstadt wird uns heute keine erwarten, den Graz ist der Abschluss unserer Tour. Heute gehts „nur“ nach Leoben.
Das Wetter ist wieder mal besch…! Kalt aber kein Regen, immerhin :). Das Spiel ist wie jeden Morgen das gleiche. Aufstehen, Frühstücken, Anziehen, Toilette, Vasiline auf den Hintern damit nichts reibt, Rucksack zusammenpacken, auschecken, losstrampeln. Die Beine sind schon etwas müde, aber jedes Mal am Rad nach einigen Kilometer gehts wieder. Zwar nicht mehr so schnell wie zu Beginn, aber durchhalten.
Der Weg zum Semmering ziert sich, Wiener Neustadt, Neunkirchen, Glognitz, Mariaschutz, Semmering (989m). Regen, +11°C! Mir ist warm, dann kalt. Es geht berab.
Hochgefühl, Steiermark wir kommen. *Wuhuu*. Entlang des Mürztales gehts Richtung Bruck an der Mur. Mürzzuschlag, Kindberg, Kapfenberg.
Kapfenberg, wiedermal kurzes Verwirrspiel. Verfahren. Verdammt. Wieder zurück. Es ist noch immer kalt. Stehenbleiben verboten. Da ist er wieder der Mürzradweg. Weiter gehts. Nächste Station Bruck/Mur. Von dort sind es noch ca. 20km am Murradweg bis Leoben. Ein kleiner Anstieg noch, dann ist es geschafft. Wir sind angekommen.
Fantastisch, unsere Räder im Kellerabteil. Waschmaschine und Trockner, für unsere Sachen. Wir können unser Glück kaum fassen. Unsere stinkigen Radsocken, Trikots, Hosen alles wird sauber werden. Bier gibts auch! :).
Wäre eigentlich ein toller Abschluss gewesen, wenn da nicht zwei Landeshauptstädte noch fehlen würden.
Gemütlich sind wir bei einigen Bieren und einer deftigen Jausn beim Franz eingekehrt und durften über unsere Erlebnisse auf der Tour berichten. Danke an dieser Stelle nochmal, das wir so herzlich und fantastisch empfangen wurden :).
Um halb eins in der Früh gings erst ins Bett, eine eher kurze Regenerationsphase…
Sonntag, 24. Juli. Langsam ist ein Ende in Sicht. Eine Besserung des Wetters leider nicht! Die Bewegungen sind wieder mal langsam. Der Körper hat sich darauf eingestellt zu radeln. Auch die Witterung ist mittlerweile zur Gewohnheit geworden.
Heute lassen wir uns mal Zeit, es regnet, nieselt leicht in St. Pölten. Wir genießen das üppige Frühstück im D & C. Würstchen, Eierspeis, reichhaltiges Wurst & Käse Buffet, eigens designte Darbo marmemlade/Konfitüre Gläschen, Tomaten, Mozarella etc. Mir war zu diesem Zeitpunkt klar, das ich meinen nächsten St. Pölten Aufenthalt für den 70.3 hier buchen werde :).
Gut gestärkt gings zurück aufs Zimmer, uns für die Regenfahrt ausrüsten. Wien wollen wir heute knacken und wenn möglich auch noch nach Eisenstadt. Wenigstens schüttet es nicht mehr. Die ersten 30 – 50km waren zum Warmfahren entlang der Traisen Richtung Norden zum Donauradweg. Von dort gings weiter Richtung Tulln. Kurzer Zwischenstopp bei einer Tankstelle unsere Getränke Vorräte auffüllen. Weiter gings, aber nur ein Stückchen!!!
„Scheiße!“, hörte ich Patrick rufen, „ich hab einen Patschen!“. Also stehenbleiben und reparieren. Beim näheren Betrachten des Hinterrades stellte sich heraus, das die Ventile seiner Reifen locker geworden sind, denn als er beim Vorderrad das Ventil kontrollieren wollte, wurde es gleich mal wegkatapultiert. Nach dem der erste Aufpumpversuch verschlug, musste die CO2 Kartuschen ran. Das ging erstaunlich gut!
Die erste "technische Panne" am Donauradweg, nach über 800km. Ventil lockerte sich. Schlauch getauscht und weiter gings.
Auf unserem Weg Richtung Wien begegnete wir bei Klosterneuburg einem netten Radler, der uns ein Stück lang Windschatten gab. Den der Wind wehte zu diesem Zeitpunkt schon stärker uns entgegen als noch die Tage zuvor. An dieser Stelle nochmal ein großes Danke! Fürs ziehen bis Wien. Ortseinfahrt Wien. Wetter war nicht perfekt, aber es regnete nicht!
Ortseinfahrt Wien, Hupen verboten :); Landeshauptstadt 6 von 9
Wir waren quasi wieder im Plan. Die sechste Landeshauptstadt am 6. Tag unserer Tour. Die Durchquerung von Wien, gestaltete sich bis auf einige Kopfsteinpflaster Passagen sehr einfach. Ca. 20km entlang des Donaukanals und schon waren wir in Schwechat! Unterwegs ins Burgenland. Ich muss sagen bei jeder Bundeslanddurchquerung spürte ich ein Hochgefühl in mir aufsteigen. Dieses Glücksgefühl, ließ immer jegliche Anstrengung und Schmerz vergessen. Das Ziel rückte immer näher. Noch ein paar Tage und wir waren in Graz.
Aber zuerst mussten wir uns mal bis Eisenstadt vorkämpfen. Unglaublich, wie weit und trostlos die Gegend südlich von Schwechat wirkt. Eine Straße und weit und breit nichts. Dazu kam noch ein eisiger und unbarmherziger Gegenwind/Seitenwind. Von wir uns immer voll dagegenlehnen mussten um nicht wegegeweht zu werden. Meine Stimmung zu dieser Zeit wieder mal am Tiefpunkt. Kalt und windig. „Aber es könnte schlimmer sein“, dachte ich!
Was soll ich sagen, es kam schlimmer! Nach Moosbrunn und Schranawand ca. 20km vor Eisenstadt begann es wieder mal zu regnen. Wir wollten diesmal nichts riskieren und stellten uns kurz unter. Nachdem sich das Wetter nicht besserte und wir beide am ganzen Körper vor Kälte zitterten, stiegen wir nach längerem hin und her wieder aufs Rad. Zunächst wollten wir uns eine Unterkunft im nächsten Ort, suchen! Aber offensichtlich, waren alle auf Urlaub!!! Ergo – da war er wieder dieser innere Antrieb, die Hass-Frustrationsmotivation – Nächster Halt Eisenstadt. Wir bissen die Zähne zusammen und überquerten das Leithagebirge (400m) – Was für ein Berg ;-). Der Aufstieg war nicht so anstregend wie die Bedingung, eisiger Wind und Temperaturen um die 10°C. Endlich gings bergab – Eisenstadt, Regen.
Ortseinfahrt Eisenstadt, Landeshauptstadt 7 von 9
Heute Morgen waren wir noch in St. Pölten, jetzt Eisenstadt, unglaublich. Auf gings ins nächste warme Hotel. Wie könnte es anders sein ****-Sterne. Hotel Burgenland. Wieder mal komplett unterkühlt und durchnässt gings ins Zimmer zum Aufwärmen. Die Räder konnten wir in der Tiefgarage abstellen.
Das Spiel geht weiter, morgen gehts zurück hinter den Semmering nach Leoben und bei einem Freund von uns übernachten. Wir habens fast geschafft. Kaum zu glauben am Dienstag waren wir noch in Vorarlberg, heute im Burgenland.
6 Uhr 30, Tag 5 unserer Tour! Samstag 23. Juli.
Unsere Sachen haben wir schon gestern zusammengepackt. Im 4-Sterne Hotel waren wir die einzigen Gäste. Also sehr ruhig. Es wurde uns auch ein sehr hohes Grundvertrauen entgegengebracht. Die Gästekarte mussten wir erst heute morgen ausfüllen, genauso wie das Zimmer bezahlen. Dieses Vertrauen imponiert mir!!!
Um halb 8 hatten wir den Luxus eines Frühstücksbuffets! Es sollte nicht das letzte auf dieser Tour bleiben ;-)! Unser Hunger war groß und die Bedienung sehr nett und zuvorkommend. Die Motivation hat sich genauso wie das Wetter wieder gebessert.
Es sollte die längste Etappe dieser Tour werden! Als wir auscheckten, und uns auf die Räder schwangen, war es noch leicht bewölkt, aber nach einigen Kilometern warfen wir schon Schatten. Sonne! Unglaublich, wie motivierend ein paar Sonnenstrahlen sein können :).
Von Vöcklabruck gings entlang des Römerradwegs in OÖ strampelten wir Richtung Wels, dann weiter am Traunradweg nach Traun – Linz.
Landeshauptstadt 4 von 9Ortseinfahrt Linz
In Linz, dann auf den Donauradweg, flussabwärts Richtung Melk, flach. Herliches Wetter, kaum ein Wölkchen, angnehme Temperaturen. Radlerherz was willst du mehr?
Vergessen, verflogen waren meine Knieschmerzen von gestern. Alles perfekt! Dennoch kam mir die Strecke manchmal etwas zäh und langatmig vor. Im Geiste wünschte ich mir ein kleines Hügelchen oder eine Abfahrt, aber nichts da: kurbeln, kurbeln, kurbeln.
Als wir uns St. Pölten langsam näherten, bemerkten wir das wieder Regenwolken am Aufziehen waren :(. Und schnell war klar, es wir uns wieder abregnen. Von Melk nach Loosdorf gings noch ohne nass zu werden. Die Regenschuhe hatten wir bereits aufgezogen, dann kam der Schauer. Doch ganz abregnen wollten wir uns nicht lassen, deshalb stellten wir uns für ein paar Minuten unter, bis das vermutlich ärgste vorübergezogen war!? Innerhalb von wenigen Minuten, sank die Temperatur um fast 10°C ab. Dennoch war uns klar wir müssen, wollen nach St. Pölten!!!
Je näher wir der Landeshauptstadt Niederösterreichs kamen um so mehr begann es zu regnen. Schütten ist ein Hilfsausdruck… Inning – noch 17 km – St. Margarethen – Völlerndorf – Nadelbach – Hurra!!! – St. Pölten endlich! Foto? Ja sicher!
Landeshauptstadt 5 von 9, mit etwas gequältem GesichtsausdruckOrtseinfahrt von St. Pölten; bei strömenden Regen
So beachtlich die Leistung von heute ist, mit knapp 220km, die Kälte und Nässe, waren nicht das einzige was sich als herausfordernd darstellte? In St. Pölten war gerade das BEATPATROL Festival im Gange :(, Was für ein Zufall?!
Nun wie soll ich sagen, die Zimmersuche gestaltete sich etwas spannender als angenommen! Von Pension zu Pension zu Hotel kämpften wir uns vor. Doch immer wieder bat sich das gleiche Bild: „Keine Zimmer frei!“ – Warum?! Können Sie mir sagen wer vielleicht noch ein Zimmer für uns hat? – Keine Ahnung, ganz St. Pölten ist zu! Probieren sie es in Zwentendorf!!!! – Was? – das ist nur knapp eine Stunde mit dem Rad entfernt! – Ja dann…
Ich musste den Kopf schütteln! Eine Stunde bei diesem Wetter, niemals! Was also tun? Wir waren Körperlich und mental ziemlich ausgelaugt, aber versuchten Stadteinwärts weiter unser Glück.
Wieder nichts. Langsam kam Verzweiflung auf. Ein letztes Mal frag ich noch, wenn dann nichts ist fahren wir weiter, so mein Gedankengang zu diesem Zeitpunkt. Mit anderen Worten: „Wo ist der Hass, die Motivation!“
Diesmal klappte es, zwar nicht direkt wo wir fragten, aber wir wurden weitervermittelt! Ins Design und Classic Hotel St. Pölten, sprich D & C! Kurz den Weg erklärt, den ich kannte mich hier schon ein bisschen aus durch den Ironman 70.3 ;-). Hatte die Zimmersuche noch ein glückliches Ende in einem 4-Sterne Hotel, das Luxus pur bat! Unsere Räder mussten wir sogar tragen um den Teppich nicht zu beschmutzen *lol*.
Dennoch wurden, wir trotz unseres eher schäbigen Zustands sehr respektvoll und nett behandelt. Das Zimmer setzte noch mal dem ganzen ein Häubchen auf. Ästhetik pur, durchdesigned vom Fußboden bis zur Decke. Ein nobler Platz zum schlafen 😉
Durchnässt und überglücklich, versuchten wir wiedermal unsere Sachen trocken zu kriegen! Da für den nächsten Tag ähnlich nasses Wetter angekündigt war, beschlossen wir erst etwas später loszufahren…
Beim Aufstehen, strömender Regen am Mondsee. Meine Knie schmerzen. Immer wieder denke ich daran alles hinzuschmeißen, ich versuche mich zu motivieren. Heute klappt es irgendwie nicht. Ich brauche einen Tag Pause! Ich kann nicht mehr. Nicht nochmal so eine Regenschlacht wie in Tirol! Warum kann es nicht wärmer sein. Es ist viel zu kalt für die Jahreszeit. Mir ist kalt meine Knie tun irgendwie weh. Ich versuche die Zähne zusammen zu beißen…
Es ist Freitag 22. Juli, Tag 4. Es regnet, hört nicht auf. Alles ist nass. Wir wechseln kaum Worte, wissen das der Tag beschissen wird! Der Regen lässt nach ein kurzer Hoffnungsschimmer. Hilft alles nichts, wir müssen los! Also alles zusammengepackt. Ich bin erschöpft von der gestrigen Tour. Meine Knie, melden mir das Sie zu stark belastet wurden. Vielleicht ist es auch die Kälte. Also Beinlinge anziehen, vielleicht halte die warm?
Um 8 Uhr 30 gehts los. Alles ist bereits beim Losfahren nass. Richtung Attersee – Seewalchen. Die Strecke zieht sich wie Kaugummi. Ich kann und will mir das heute nicht schon wieder antun. Zumindest wär ich gern schmerzfrei in den Knie. Jeder Tritt wird zur Qual. Ich versuche zu ziehen, nicht zu treten! Hilft alles nichts.
„Ich brauche eine Pause, meine Knie schmerzen! Keine Ahnung warum“, sage ich zu Patrick, der auch nicht grade topmotiviert heute wirkt. Also das nächste Zimmer das wir sehen wird genommen…
Diesmal gleich ein 4-Sterne Hotel! Warum nicht, man gönnt sich ja sonst nichts. Es ist kalt und regnet noch immer. Ich bin froh, das wir zumindest in der Nähe von Vöcklabruck sind. Heute keine Landeshauptstadt.
Nach knapp 2 Stunden Fahrt, ist dieser Tag gelaufen. Den Rest des Tages versuchen wir unsere Sachen trocken zu kriegen, uns gegenseitig zu motivieren. Ich besorge mir „Perskindol“ für meine Knie und vertelle die Position am Rad ein bisschen. Versuche mein Laufprogramm durchzuziehen, denn kaum hatten wir eingecheckt, hat es aufgehört zu regnen!!!! Dreckswetter. Aber kann man nichts machen.
Laufen klappt gut, also liegts wirklich am sitzen. Naja, der Tag Pause tut gut. Faulenzen, Route planen, Fernschauen, Wetterberichte etc.
Der Tag vergeht wie im Flug! Eine Erfahrung die ich wohl machen musste. Die Motivation war zwischenzeitlich auf dem Tiefpunkt angelangt. Wären wir nicht zu zweit, hätt ich wohl den nächsten Zug heimwärts genommen…
Morgens, halb 7 in Imst. Tropf!…Tropf!…Tropf!, pocht es gegen mein Zelt. Der Wecker läutet: „Mach dich auf…!“, schallt es aus meinem Mobiltelefon. Irgendwie, hoffe ich das wenn ich den Reißverschluss meines Zeltes öffne, die Sonne auftaucht und es 25°C hat, und nicht knapp 10°C.
Mir ist kalt, ich bin noch etwas fertig von der Nacht und den gestrigen Alpenpässen. Ich zittere, suche meine Sachen zusammen, alles ist Nass! Wähh! Regenponscho überstreifen. Naja, es regnet. Gegen das Wetter kann man nichts machen. Was tun wir. Lieber wär ich liegen geblieben…
„Guten Morgen Patrick!“ – „Guten Morgen Wolfi!“. Soweit die morgendliche Konversation, in einem etwas erschöpften schlaffen Ton über das Wetter. Es hilft nichts wir müssen aus Tirol raus, dann wirds vielleicht besser. Es regnet nur leicht. Das schaffen wir schon!
Gegenseitig beschwören wir unser Ziel, die Landeshauptstädte. „Zwei verrückte auf Rädern durch Österreich“, würde ganz gut passen. Mir ist kalt, meine Bewegungen sind noch unmotiviert und langsam.
Gegen 9 Uhr fahren wir vom Inn-Ufer in Imst in Richtung Stams – Telfs – Innsbruck. Das Wetter ist beschissen kalt und regnerisch. Wir sind durchnässt. „Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen“, hat ein Freund von mir als Skype Mood-Message. Genau das trifft auf uns zu. Kilometer für Kilometer geht es Innsbruck näher, Nass und kälter wird es. Erstaunlicherweise geht es sehr viel bergab.
Bei Stams plötzlich eine Schrecksekunde für mich. Als ich bei meinem Garmin Edge 605 auf die Kartenansicht wechseln möchte, purzelt dieser mir vom Rad und landet auf der Straße, nur wenige Zentimeter vom Farbahnrand auf der Fahrbahn. „Scheiße!“, kann aber nicht schnell genug bremsen, weil alles nass ist und ich keinen Sturz riskieren möchte…
Von hinten nähert sich bereits ein LKW. „Bitte nicht drüber fahre!“, bange ich. Patrick ist schneller wie ich und greift so schnell er kann nach dem Teil. „Whew!“ nochmal Glück gehabt. Edge wieder drauf geklipst und weiter gehts!
Von Zirl nach Innsbruck klemmen wir uns hinter einen Traktor. Windschatten und Wärme von den Abgasen. Für einige Kilometer, können uns ausruhen und gemütlich mit 40km/h dahinrollen. Die Euphorie ist groß, doch dann ein Anstieg. Wir müssen abreißen lassen. Es ist wieder kalt, der Kampf im Windschatten hat leider zu kurz gedauert.
Innsbruck, Ortseinfahrt; Landeshauptstadt 2 von 9
Dann endlich sind wir in Innsbruck. Das Foto lässt die widrigen Bedingungen nur erahnen. Schnell das Beweisfoto und weiter, nur nicht auskühlen. Jedes Stehenbleiben wird zur Qual, Tortur. Zittern! Kalt! Warum tue ich mir das an?, denke ich bei mir. Wenn das so weiter geht, dann dreh ich noch durch. Falls wir bei einem Intersport vorbeikommen, würd ich mir sofort eine perfekte Regenausrüstung kaufen, egal was es kostet.
Innsbruck zu durchqueren, wird für mich aufgrund der Kälte zur Nervenprobe. Körperliche und Mentale Erschöpfung schon am 2. Tag. Das gibts nicht. Der 2. Tag ist der härteste. Bei einer Unterführung müssen wir stehen bleiben. Ich muss mir etwas anziehen und ein paar nasse Sachen ausziehen. Armlinge, Beinlinge, trocken. Nur kurz. Wärme. Ich zittere noch immer. In den Schuhen steht trotz Überschuhen das Wasser!
„Du musst weiterfahren!“, sagt meine innere Stimme. Patrick ist geduldig. Nach ein paar Minuten Pause gehts weiter. „Egal, wie scheiße die Bedingungen sind, du weißt es gibt noch jemanden der das gleiche durchmacht!“, versucht er mich zu motivieren. Es klappt!
Nach Innsbruck am Innradweg bis Wörgl. Verwinkelt und verworren sind die Straßen. Wörgl wird zur Orientierungsprobe, das bei diesen Temperaturen! :(. Eigentlich wollen wir auf die Loferer Bundesstraße nach St. Johann in Tirol ;-). Die Kenner von euch werden jetzt sagen, auf der B178 darf man mit dem Fahrrad nicht fahren! Richtig! 100Punkte! Das wissen wir jetzt auch.
Als wir die Auffahrt zu dieser Autostraße gefunden haben, und uns es komisch vorkam, das zweispurig in beide Richtungen mit Mittelleitschiene, war verdächtig, aber was tun? Das ist doch einen Bundesstraße, oder? Keine Schilder: Radfahren verboten. Also fahren wir ein Stück. Horror! LKWs überholen uns, gehupe, Lärm. „Wir müssen von der Straße runter!“, rufe ich zu Patrick der vor mir fährt! Glücklicherweise ist vor dem Tunnel ein Pannenplatz und auf der anderen Seite kann man von der Straße runter. Also nicht überlegen sonder handeln! Runter von der verdammten Straße! Was nun. Adrenalinspiegel ist hoch! Wir müssen die Route neu planen! Doh!
Kartenmaterial haben wir genug mit. Aber es ist kalt und wir sind erschöpft und durchnässt. Diesmal brauchen wir ein Zimmer. Sonst können wir abbrechen. Die Suche führt uns nach Hopfgarten ins Brixental. Eine nette ältere Dame hat ein Zimmer für uns. Und so beenden wir für heute die Fahrt. Gott sei Dank!
Aber ein Zimmer zu haben ist erst der Anfang! Alles ist nass. Heizkörper sind im Sommer aus. Wie kriegt man die Sachen trocken! Das ist wirklich eine Challenge. Wie man auf dem Foto sieht haben wir alles im Raum verstreut…
So sieht es im Zimmer nach einer Regenschlacht aus! Impressionen unseres Zimmers. Überall haben wir versucht unsere Sachen zu trocknen
Die Hoffnung Tirol zu verlassen, ging bewahrheitete sich nicht. Jetzt heißt es einen anderen Weg nach Salzburg zu finden…
Dienstag, 19. Juli 2011, 08:14 Uhr. Es geht los! Bregenz wir kommen ;-)!!!
In meinen Beine kribbelt es bereits, seit Tagen warte ich auf den Moment aufs Rad zu steigen und los zu strampeln. Jetzt ist es also soweit! Patrick & ich sind topmotiviert. Das Wetter hält. Es ist bewölkt, heiter und nicht zu kalt.
Die ersten 30 – 40 km strampeln sich wie von selbst, es ist flach. Von Feldkirch fahren wir über Lustenau nach Bregenz (siehe Garmin-Connect Karte). In Bregenz schnell ein Erinnerungsfoto mit der Ortstafel. Und weiter gehts, nur keine Zeit verlieren. Zwar sind wir nicht auf der Flucht, aber wir wollen heute noch über den Arlbergpass nach Tirol!
Orsteinfahrt Bregenz, Landeshauptstadt Count: 1 von 9
Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten, ab wann der Anstieg beginnt? Wann gehts auf über 1800m? Kurz zuweit gefahren – nur ca. 2km – zurück Richtung Dornbirn.
Dann der erste kleinere Anstieg Richtung Alberschwende, nichts großartiges im Nachhinein betrachtet. Nach ein paar Kilometern bergauf gings wieder bergab.
Von Alberschwende weiter über Egg – Mellau – Schoppernau – Schröcken; da gings schön langsam bergauf. Immer wieder war der „Hochtannbergpass“ beschildert, nachdem wir uns nichts dabei dachten – vielleicht ein anderer Pass nach Tirol – fuhren wir unbeheligt in den ersten brutalen Anstieg des heutigen Tages auf 1660m. Der Hochtannbergpass. Ich kann nur soviel sagen, die Kilometer bis wir oben waren verstrichen nicht so schnell wie die Höhenmeter die wir zurücklegten!!
Was passiert wenn man an der Spitze eines Passes ist: Genau es geht runter! Tolle Abfahrt, ich zwar noch etwas ängstlich und erschöpft, war happy, dass es endlich mal abwärts ging.
Patrick am Flexenpass, die letzten Kilometer in Vorarlberg
Aber nur kurz. Weiter auf der L200 Richtung Lech – Zürs und wieder nach oben. Diesmal aber etwas harmloser auf den Flexenpaß auf 1773m Sehöhe!
Dann gings wieder nachunten, ehe wir endlich am Arlbergpass eintrafen, schnell ein paar Müsliriegel verdrückt. Windjacke anziehen und ab gings auf die 30-40km lange Abfahrt bis nach Landeck/Tirol.
Das war wirklich sensationell, weil toll ausgebaute Straße, wenig enge Kurven, einfach nur bergab, ausruhen, erholen. Geschafft!
Wir sind in Tirol, endlich, nach knapp 6 Stunden Fahrt. In Landeck noch schnell eingekauft fürs Abendessen und den nächsten Tag. Wieder topmotiviert, obwohl bereits erste Regenwolken erkennbar waren. Daran war in dem Hochgefühl, der Überquerung von 3 Alpenpässen nicht zu denken.
Die letzten Kilometer radelten wir zügig, aber stressfrei in Richtung Imst, wo wir nach kurzer Suche den Innradweg bzw. den Inn fanden. Das Wetter hält, ganz bestimmt! 🙂 Also, Zelt ist mit, wir übernachten natürlich im Freien! Direkt neben dem Inn.
Ich war sehr froh endlich mal vom Rad zu kommen 🙂 und meine Beine zu entspannen. Aber, zuerst noch schnell die Zelte aufgestellt.
Zeltplatz, erste Übernachtung; Raftingeinlassstelle in Imst/Tirol. Links Patricks Zelt, etwas zu geräumig für mich. Rechts mein Einmann-Zelt 😉
Ich würds mal mit den Worten von Max Renko’s Blog beschreiben: „Wellness ist anders!“ Aber darauf waren wir ja nicht eingestellt. Die Nacht brach relativ schnell herein, der war für ein Bad eine Spur zu kalt, gerade mal Füße nassmachen war akzeptabel.
Bei Dämmerung legten wir uns in die Zelte, und nur wenige Minuten darauf hörte ich es bereits: Poch! Tropf … Tropf … Tropf!
„Scheiße es fängt zum Regnen an :(„, was für eine Nacht. Immer wieder tropfte es gegen mein kleines Zelt. Hoffentlich bleibt alles dicht. An schlafen, war für mich in diesem Augenblick nicht zu denken, was wird morgen sein. Was machen wir bei Regen? Wieviel regnet es heute Nacht? Könnte der Inn über die Ufer treten? Hält mein Zelt dicht? Warum muss es regnen! Verdammt!
Irgendwann bin ich dann wohl doch eingenickt.
„Uahhhhhhhh, wieaashhhhhhh!“, drönt ein Schrei durch die Nacht. Ich schrecke auf, halte den Atem an. Liege im Zelt wie ein Stein mit offenen Augen. Was war das. Immer wieder ertönt dieses nervende Geräusch. Zunächst ganz in unserer Nähe, einige Sekunden vergehen. Dann wieder. Etwas weiter weg. Puhhh! Durchschnaufen. Immer leiser und leiser wird das Geräusch!
Da hat sich jemand einen blöden Scherz mit uns erlaubt. Nichts passiert. Die Stunden bis zum Aufstehen, vergehen sehr langsam und es tropft immer noch gegen das Zelt :(.
„Wenn Patrick nicht bei Regen fahren will, dann suchen wir uns einfach ein Zimmer und warten den Regen ab!“, denke ich bei mir….
„Es ist Montag, 18. Juli! Endlich“, schweifen meine Gedanken beim Aufwachen ab. Heute gehts mit dem Nachtzug ins Ländle. Gemeinsam mit Patrick und unseren Rennrädern starten wir eine Radtour, quer durch Österreich. Das Ziel: Durch alle Landeshauptstädte Österreichs! Von Bregenz bis Graz.
Das Wetter/ Die Vorhersage. Naja :(, könnte besser sein… Aber wir sind gut vorbereitet, ausgerüstet und hart im Nehmen! Was sich später als äußerst spannend herausstellen sollte.
Zum Auslockern, gehe ich noch eine Runde Laufen, dann gehts mit dem Auto zu Patrick, Rad einpacken (Es regnet – Verdammt!) und weiter zu mir in die Wohnung nach Graz. Knapp 3km vom Hauptbahnhof entfernt.
Das Wetter bessert sich, lockert auf. So dass wir trocken zum HBF Graz strampeln können, eine gemütliche und entspannte Fahrt. Um 22 Uhr 35 geht unser Zug. Nachtzug! nach Feldkirch in Vorarlberg. Geplante Ankunft ca. 7 Uhr 30 im Ländle.
Unsere Ausrüstung ist verpackt (siehe Fotos). Wir haben uns für Rucksäcke entschieden, weil bei Rennrädern einfacher…
Patricks Ausrüstung, Gewicht ca. 11kg
Meine Ausrüstung, Rucksack ca. 15kg
Am Hauptbahnhof waren wir ein paar Minuten zu früh, der Zug war bereits vor Ort. Lediglich der Zugang zum Radwagon stellte uns auf eine Geduldprobe, da er noch nicht bestromt war ;-).
Dieser Zug verfügt übrigens, über genau zwei Radstellplätze, diese hat Patrick für uns klar gemacht!!
Der restliche Reiseverlauf war sehr entspannt, wir hatten ein 2er Schlafabteil, was angesichts der folgenden Strapazen sehr angenehm war. Wir wurden sogar mit Orangensaft, Grünem Veltliner, einigen Bechern Trinkwasser von der ÖBB versorgt. Der Alkohol, sollte wohl dazu, dass wir auf der Fahrt besser Schlafen ;-).
Tja, so weit so gut! Das Schlafen, fiel mir trotz der 1/4 Liter Wein, nicht unbedingt leicht. Zu nervös, gespannt, war ich was am nächsten Morgen passieren würde. Wie das Wetter sein würde. Manchmal hatte ich das Gefühl, der Zug drohte zu entgleisen, wenn wir etwas schneller um die Kurve fuhren und es mich in mein Bett presste. Doch die Zugfahrt sollte auf dieser Reise meine geringste Sorge bleiben…
Ein Becher Trinkwasser im Zug, 180ml 😉 Klappbett im Schlafabteil des Nachtzugs
Frühstück von der ÖBB, am Vorabend bekanntgegeben, erhielten wir eine Stunde vor Ankunft. Halb verschlafen und Top-Motiviert bereiteten wir uns für die erste Etappe vor und verließen um ca. 7:45 Uhr den Zug in Feldkirch/Vorarlberg!