Wer ihn kennt, weiß was ich meine, wer ihn nicht kennt, den darf ich auf eine Reise rund um den Ötscher (NÖ) mitnehmen. Heute habe ich wohl den härtesten Bewerben meines bisherigen Läuferlebens hinter mir. Ich kann es nicht glauben, so viel gelitten habe ich schon lange nicht mehr. Der Ötscher Ultramarathon bietet eine einzigartige Kulisse und einzigartige Menschen 🙂
Schon gestern Abend beim „Race Briefing“, eigentlich wars ein gemütliches Streckenfotos anschauen, habe ich das Flair dieses Laufs inhalieren können. Ultraläufer gibts nicht so viele, knapp 100 davon waren heute am Start.
Schon beim Start um 9 Uhr früh hatte es in der Ötscher-Metropole Lackenhof gefühlte 25 °C und es sollte noch heißer werden.
Für mich war es alles andere als ein gemütliche Sache. Letzte Woche mit dem Sommeralmarathon, war ich schon etwas am zweifeln. Es ging entgegen meiner Erwartung aber ganz gemütlich los. Zum Warmlaufen gings ca. 2km bergauf und weitere 10km bergab. Größteinteils schattig und noch angenehm temperiert. Als ich am tiefsten Punkt bei ca. 11km angekommen war, dachte ich mir noch so schlimm ist der Ötscher gar nicht, das Gefälle machte mir mehr zu schaffen, es ging teilweise schon sehr steil bergab, aber zu Beginn fast alles auf der Straße, ich hatte gegenüber dem Start einige Platzierungen gut gemacht und versuchte mich aus Duellen die Kraft gekostet hätten rauszuhalten. Ich wollte im Wohlfühlbereich bleiben.
Ja und nach 11km gings endlich auf eine technisch anspruchsvolle Trailstrecke, zunächst einige wellige Kilometer entlang eines Baches, das hatte etwas beruhigendes. Allerdings, was hat ein Gebirgsbach meistens? Richtig – einen Wasserfall, und das war gar nicht nett, weil da war an laufen nicht mehr zu denken, Stufen, Steige, Brücken gings steil nach oben, alles gut gesichert aber halt heftig für mich! Oben war dann aber keine Zeit zum Ausspannen oder Aussicht genießen, obwohl der Wasserfall sehr imposant war, denn es ging weiter nach oben manchmal auch wieder nach unten, aber bei KM 23 war der höchste Punkt, das „Wegscheidhäusl“ erreicht, bis dort war fast alles im Schatten zu laufen, kaum dass ich mit der Hitze konfrontiert wurde. Dann gings wieder auf eine lange 7-8km Bergabpassage und bei gings auch schon das erste und einzige mal heute schief, wie es der zufall so will, war die STrecke zwar sehr gut markiert, aber an einer Gabelung bogen die vor mir laufenden rechts ab :(, Hmm, und was mach ich braves Rudeltier, natürlich hinterher, ca. 5-10 Minuten später am Ende des Weges angelangt gings wieder retour.
Demoralisierend, aber was solls, Shit happens und im Endeffekt sind eh fast alle falsch abgebogen und somit würd ich sagen hab ich dadurch nichts verloren, außer einer besseren Zeit. Aber auch egal! Zum 2. Mal am tiefsten Punkt angekommen wars KM30. Die Labestationen alle knapp 5km, waren mir bis dahin genug, aber wie sooft und wie schon lange nicht mehr hab ich zuwenig Flüssigkeit aufgenommen. Ich bemerkte wie mein Mund trockener und trockener wurde, und hatte schon massive bedenken wie ich wohl ohne trinkflasche durch die wunderschönen verwinkelten Ötschergräben kommen sollte. Es war heiß, heißer als heiß. Die Strecke führte nun entlang der Ötscher Tormäuer, einer der schönsten Wanderouten Österreichs, dementsprechend viel „Verkehr“ herrschte auf diesem – ja wie beschreib ich den Weg jetzt – knapp 50cm Breit, weißer leuchtender steiniger Untergrund, daneben ein Bach/Fluss rechts der Berg, wie eine Klamm mit zahlreichen Holzstegen und Brücken. Sehr sehenswert, es waren deshalb auch sehr viele Wanderer unterwegs, diese machten aber freundlicherweise Platz oder gingen beiseite, manche waren auch erschrocken von den vielen Läufern die ihre Wanderroute querten. Normalerweise hab ich ja leicht Höhenangst aber ich war so konzentriert und damit beschäftigt auf die nächste Quelle zu warten wo ich mich laben konnte, dass ich keine Zeit hatte um Angst zu haben :)!
So gings, ich glaub sicher 5-6 km bis zum Ende der Tormäuer flussaufwärts, leicht bergauf. Am Ende, das war dann bei KM 37 oder so, als es plötzlich wie aus dem Nichts steil nach oben ging und wenn ich sage steil nach oben, dann meine ich damit, dass ich auch meine Hände brauchte um voran zu kommen. An Laufen war auch hier nicht zu denken…
Mein Puls war mittlerweile am Limit des möglichen angekommen, ich war kurzzeitig ziemlich frustriert und gebrochen und wusste endlich warum der Ötscher so bekannt ist und zu den härteren Bergläufen gehört ;-)! Am Ausstieg der Tormäuer also angekommen, musste ich mich zusammennehmen um nicht umzukippen, die Labestation kam da gerade Recht. Cola wirkt wahre wunder und immerhin, war ich da schon 4h unterwegs also auch das wird sich in meiner Verfassung niedergeschlagen haben. Ich machte dort gemeinsam mit anderen LäuferInnen – es litt übrigens nahezu jeder an der Temperatur – sicher fünf Minuten Pause um wieder runterzukommen. Die nächsten 20-30 Minuten waren zwar nicht bergauf, aber flach bis leicht berab auf einer Schotterstraße mit herrlichster Sonneneinstrahlung, dass ich so richtig bemerkte, wie sich die Salzkruste auf meinem Skinfit 2-Teiler gebildet hatte. Es war nicht heiß es brannte. Ich hatte beinahe Probleme mit dem Atmen, geschweige den Tempo zu machen. Glücklicherweise, stellte ich mir die Sinnfrage nicht. Sonst hätte ich wohl auf den letzten Berg verzichtet. Aber wie sooft im Leben und vor allem bei einem Ultralauf, geh ein STück trink genut und es wird dir plötzlich besser gehen. Und so wars auch, den letzten Anstieg bin ich ausnahmlos hochmaschiert, damit der Puls endlich runtergeht, und meine Stimmung wurde besser und ich fühlte auch wie wieder Kraft da war. Nur Bergauflaufen wollte ich nicht mehr, es war für heute genug an steilen Anstiegen und der Innere Schweinehund hatte zumindest diese Schlacht gewonnen.
Am letzten Gipfel waren einige Leute die begeistert Stimmung machten und klatschten, das gab mir wieder die nötige Kraft die letzten Höhenmeter noch durchzustehen :)! Wirklich eine tolle Stimmung entlang der ganzen Strecke und vom Riffelsattel gings dann 5km kontinuierlich bergab zurück zum Start ins Ziel wo schon die Menge „tobte“ ;-)! Spaß beiseite, der Empfang in der Ötscher Arena war sehr herrzlich und mir hats trotz der Plagerei und der Schmerzen zwischen durch wahnsinnig großen Spaß gemacht. Ich bin stolz darauf dabeigewesen zu sein. Mittlerweile wurde auch eine Ergebnisliste ausgehängt, wo ich mich auf dem Gesamt 23. Rang wiederfinde und in der Alterklasse sogar am 3. Platz bestaunen durfte. Die offizielle Zeit für die 50km/1800HM (Tor-)Tour 5 Stunden 23 Minuten und 5 Sekunden. Das ist eine Pace von ca. 6:30/km!
Morgen gehts so richtig zur Sache! Heute war das Vorspiel, rund um den Ötscher, morgen gehts rauf über den rauhen Kamm und runter über die Skipiste beim wohl härtesten Halbmarathons meines Lebens…
Super Leistung 🙂 Weiter so….mir tut es echt leid das ich nicht dabei war….
Hey wolfi,
danke für deinen netten Post. Ja Schade, da hast du was verpasst :). Vielleicht klappts im nächsten Jahr?!