Zukunftsperspektive – Ein neuer Job!

Ich find es merkwürdig. Vor Jahren hätte ich bei dem Gedanken Abschied nehmen zu müssen wohl nicht lange gezögert, weil ich mir sicher war den Kontakt aufrecht zu erhalten.

Komischerweise hab ich mich dann trotzdem hin und wieder damit abgefunden, dass der Kontakt zu ehemaligen Kollegen, Schulkameraden und Freunden abgerissen ist. Keine leichte Sache, aber jeder Mensch lebt sein Leben und nicht viele bekommen die Chance wirklich Abschied von etwas zu nehmen. Das ist etwas, dass zum Leben gehört wie die Geburt und der Tod. Die Fixpunkte in jeder Existenz, ein bekannter Anfang und ein unbekanntes Ende. So in etwa ist es wohl auch im Berufsleben:

Abschiede. Man kommt in ein neues Unternehmen, weiß nicht was einen erwarten wird, wie man sich einordnen wird, kennt aber den Beginn. Das Ende bleibt einem allerdings bis zum selbigen unbekannt! Man kann vieles Planen aber das Ende von etwas zu planen wäre eine sich selbsterfüllende Prophezeiung, das gleicht beruflichem Suzid. Warum ich darüber jetzt gerade schreibe, hat einen sehr einfachen Grund, nach dem leidvollen Verlust eines fantastischen Gruppenleiters und vieler unangekündigter Abschiede in der Vergangenheit. Bin ich etwas Abschieds geplagt.

Und das ist nicht einfach. Jemanden gehen zu lassen wenn man persönlich eine sehr starke Bindung empfindet, ist das schwierigste überhaupt. Nichts ist härter als sich einzugestehen, es gibt kein Happy End. – „Lass uns getrennte Wege gehen!“ – Diese niedergeschlagene Stille diese niedergedrückte Stimmung, alles erscheint sinnlos im Moment des Abschieds. Sich Fehler einzugestehen und daran zu wachsen, ist oft schwer und erfordert einen Prozess des Reifens. Wie ein Apfel der von einer Knopse über die Blüte zu einer prachtvollen Frucht heranreift. Im Endeffekt sind Fehler menschlich und unvermeidlich in zwischenmenschlichen Beziehungen. Jede Beziehung egal wie eng oder lose sie sein mag birgt Chancen und Risiken für beide Partner. Die Gefahr verletzt zu werden ist nicht ganz unvermeidlich. Gescheiterte Beziehungen egal wie eng Sie waren hinterlassen immer Spuren in einem. Obwohl das zum Leben gehört, finde ich nicht das es alltäglich ist. Einen Schlussstrich zu ziehen und dann mit den Konsequenzen des ignoriert werdens konfrontiert zu sein, muss man erst einmal aushalten lernen. Irgendwie seltsam? Was machen Tiere? Andere Individuen wenn sie merken es geht nicht weiter? Geben Sie auf, ziehen Sie den Schwanz ein? Es gibt kein zurück mehr.

Neues. Aber und so traurig es ist wenn sich eine Tür schließt, so erfrischend ist das sich dadurch viele neue Wege öffnen. Und durch ein solches Tor schreite ich gerade. Das Tor ist das Stadtor von München, meine Ambitionen Auslandserfahrung zu sammeln und Karriere machen zu wollen, sind wohl stärker als alles andere im Augenblick.

Meine Freunde sind mir wichtig und ein Ortswechsel, ein neuer Job ist immer eine Veränderung die „ALLES“ im Leben verändert! Wenn ich die Chaos-Theorie zitieren wollte würde ich sagen: „Selbst der Flügelschlag eines Schmetterlings kann irgendwo einen Orkan auslösen!“. Man weiß es nicht, ich weiß es nicht, mir gefällt nur dieses in Beziehung setzen sehr. Ich erlebe immer wieder, dass man nicht große Dinge in seinem Leben ändern muss um auch sein innerstes und seine Einstellung zu verändern. Dieser Prozess des „sichveränderns“ ist ein schrittweiser, der von Menschen mit denen man täglich zu tun hat gar nicht wahrgenommen wird. Allerdings Freunde, die man länger nicht gesehen hat fragen sich dann zwischendurch:“Was ist nur los?“

Aber zurück zur Geschichte, ich werde ab Juli Münchner sein, und einer neuen – für mich – sehr spannenden Tätigkeit nachgehen, was das ist, darf und möchte ich in diesem Rahmen nicht ansprechen, weil ich das nicht fair meinem neuen bzw. alten Arbeitgeber gegenüber fände. Was mich letzten Endes dazu motiviert hat meinen Job zu wechseln, ist wohl das mir zum Zeitpunkt der Entscheidung, eine Perspektive fehlte. Ebenso wie der Wunsch Graz hinter mir zu lassen.

So siehts mal aus, und was mich antreibt ist wohl die große Chance die mir geboten wird, und das Vertrauen welches mir entgegengebracht wird. Darum bemühe ich auch die Metapher mit dem Tor, es gibt ein sehr schönes Gleichnis von Kafka „Vor dem Gesetz„. Es ist ein bisschen wie bei Matrix, ich kann dir nur den Weg zeigen, durchgehen musst du schon selber. Und genau so fühlt es sich an. Egal ob blaue oder rote Pille, ich stand vor der Wahl: Weiter wie bisher zu tun oder etwas verändern? Die Frage was wäre wenn ist an dieser Stelle nicht mehr angebracht, denn ein Zustand vor dieser Entscheidung gibt es nicht mehr und selbst wenn ich abgewartet, alle Menschen die mir wichtig sind angehört hätte und ungefähr 2 Monate vergangen wären, hätte ich viel Energie verbraten um es allen Recht zu machen, das ist nicht mein Ziel.

Ich liebe und schätze meine FreundInnen sehr :), aber mein Leben kann ich nur alleine bestreiten, genauso wenig wie ich weiß, wie es ist jemand anderes zu sein, weiß jemand anderes nicht wie es ist ich zu sein?! Ich hoffe das ist einigermaßen nachvollziehbar. Der Punkt ist der, selbst wenn die Entscheidung hart und schnell gefallen ist, habe ich doch sehr viel über die Konsequenzen nachgedacht und abgewogen und gehe das Risiko ein, dass es vielleicht total scheiße wird, aber die Alternativen waren keine ;-).

Unreflektiert. Warum nenne ich das jetzt reflektieren. Nun ich hatte diese Woche wieder mal ein nettes Biergespräch mit einer Freundin über unreflektierte Menschen. Und wie wichtig es doch ist sich über seine Gedanke, Gefühle, Motive und sein Handeln klar zu werden um persönlich voran zu kommen. Das geht klarerweise nicht ohne Feedback, aber den Schritt heraus aus sich zu machen ist manchmal ganz nützlich. Für mich fühlt es sich im Moment einfach komisch an. Alles in meiner Umwelt läuft wie bisher und in knapp einem Monat bin ich in München. Diesen Text habe ich übrigens schon im April begonnen, aber mich noch nicht getraut zu veröffentlichen. Seither ist viel passiert, an meiner Entscheidung hat sich nichts geändert. Mein Umfeld ist weitestgehend über meine Entscheidung informiert. Ich habe noch fünf Arbeitstage vor mir, dann Urlaub. Endlich. Aber trotzdem keine Zeit zum Nachdenken. Die Psycho-Bachelorarbeit schreibt sich auch nicht von alleine und schließlich will ich dieses Studium soweit mir möglich, bis auf einige Prüfungen, abschließen.

Im Augenblick mache ich mir immer öfter Gedanken über den Abschied, und wie gut mir das loslassen von alten Gewohnheiten fallen wird. Wie sich meine Freundschaften entwickeln werden. Klar ist, meine Eltern trifft es sicher am härtesten. Vier Autostunden sind schon eine Distanz, die nicht mehr so leicht zu überbrücken ist. Auch wenn ich weiß, dass es schmerzhaft ist diesen Schritt zu tun, so glaube ich zumindest meine Eltern nicht vor den Kopf gestoßen zu haben. Was aus meinen sportlichen Aktivitäten wird. Ob noch persönliche Bestzeiten folgen werden? Was wird aus den engen Freunden die ich hier habe? Was wird in genau einem Monat sein?!